Kapitel II Wie wir die Geheimlehre entdeckten

Nicht alles, was über unsere Entdeckung des Wyda zu berichten wäre, werden wir enthüllen/ da wir Vertrauen nicht missbrauchen und gegebene Versprechen nicht brechen wollen.

So können wir nicht alle Namen und Orte, die wir kennen lernten, preisgeben, um die Geheimnisse, die noch zu bewahren sind, nicht durch Neugier oder Sensationslust zu gefährden.
Dennoch werden wir dem Leser die wirklich wesentlichen Ereignisse und Erfahrungen nicht vorenthalten und ihn soweit als irgend möglich an unserer Entdeckung der Geheimlehre Anteil nehmen lassen.
Vor einigen Jahren horten wir von der bemerkenswerten Lebensgemeinschaft Findhorn. Findhorn ist ein kleiner Ort an der schottischen Küste, der 1968 von Peter und Eileen Caddy zu dem gemacht wurde, was er heute ist, einem Zentrum der Spiritualität und einer beispielhaften alternativen Lebensgemeinschaft. Nachdem uns Freunde, die dort gewesen waren, von der Kraft dieses Ortes berichtet hatten, wollten wir Findhorn selbst kennen lernen. Der unmittelbare Grund für unsere Reise war allerdings auch der Tod unseres lieben Freundes und Lehrers Phillipe Andre Lasalle, der uns zutiefst betroffen und nachdenklich gemacht hatte.
Wir hatten bereits zu Beginn unserer Reise vorgehabt, längere Zeit von zu Hause wegzubleiben und möglicherweise eine Weile in Findhorn zu wohnen, um Abstand
von den alltäglichen Dingen zu gewinnen. Wie es wirklich kam, konnten wir damals noch nicht ahnen. Schon auf der Fähre von Frankreich nach England wurden unsere Pläne in andere Bahnen gelenkt. Wir trafen ein sympathisches junges Ehepaar aus Amerika, das unterwegs nach Stonehenge war. Wir wussten über Stonehenge damals nicht viel mehr, als dass dieser Name einen uralten, seltsamen Steinkreis aus einer frühen europäischen Kultur bezeichnete.
Von Carl und Karen, dem amerikanischen Paar, erfuhren wir während langer besinnlicher Gespräche an Deck einiges mehr. Sie erzählten uns von den jährlichen Treffen, die am Tag der Sommersonnwende in Stonehenge ihren Höhepunkt fanden. Die beiden verstanden es, uns dermaßen zu begeistern, dass wir unsere Reise nach Findhorn verschoben, um mit ihnen zur Sonnwendfeier nach Stonehenge zu fahren.
Als wir Stonehenge nun das erste Mal hautnah erlebten, ging es uns wie vielen anderen: Wir waren einfach sprachlos vor der unglaublichen Energie, die von diesem Ort ausging. Die mächtigen Steinriesen, die vor uns aufragten, strahlten eine Ruhe und Kraft aus, die sich sofort auf uns übertrug.
Viele Menschen verschiedenster Altersstufen und Nationalitäten waren dort versammelt, und alle waren gekommen, um am 21. Juni die Sonne über dem berühmten heelstone aufgehen zu sehen und an dem Geheimnis von Stonehenge teilzuhaben. Am Sonnwendtag war die Gegend dann so übervölkert, dass man sich wirklich durch die Massen drängen musste. (Deswegen wird auch seit ein paar Jahren der direkte Bereich um die Steinkreise von den englischen Behörden gesperrt, um dies uralte Monument nicht zu gefährden.)
Dort hörten wir zum ersten Mal von den Druiden, von denen wir bis dahin nicht mehr als den Namen kannten. Uns wurde erzählt, sie seien es gewesen, die Stonehenge erbaut hatten (was aber sehr unwahrscheinlich ist) und dort ihre kultischen Handlungen und Riten durchführten. Es tauchten auch einige weißgekleideten Gestalten auf, die sich selbst als »Druiden« bezeichneten. (Es waren Mitglieder des 1781 gegründeten Druidenordens, einer Art Freimaurerloge. Dieser Druidenorden hat die keltische Mythologie als Grundlage und bemüht sich um die Erhaltung alter Riten.)
Zwei Tage später war der Trubel größtenteils vorbei, und es kehrte wieder mehr Ruhe in der Gegend um Stonehenge ein. Auch unsere Freunde Karen und Carl reisten wieder ab; wir aber wollten noch einige Tage bleiben, um dann weiter nach Find-horn zu fahren. Wir wohnten in einer kleinen Pension, unternahmen von dort aus jeden Tag Ausflüge in die weitere Umgebung und suchten einigermaßen abgelegene Stellen, wo wir Yoga üben konnten. Da es das Wetter besonders gut mit uns meinte, war jeder unserer Ausflüge ein Erlebnis.
Am Tag vor unserer Abreise hatten wir dann die schicksalhafte Begegnung, aus der auch schließlich dieses Buch entstand. Unweit unserer kleinen Pension kannten wir eine schöne Stelle an einem Bach, wo wir unsere Übungen machen wollten. Als wir dort ankamen, bemerkten wir, dass offensichtlich schon vor uns jemand auf diese Idee gekommen war. Wir sahen einen älteren, grauhaarigen Mann, der unten am Bach Übungen machte, die wir auf den allerersten Blick für Yoga hielten. Aber als wir näher kamen, wurde jedoch deutlich, dass die Übungen, die er so hingebungsvoll ausführte, nicht aus dem Yoga stammen konnten – obwohl eine nicht genau beschreibbare Ähnlichkeit durchaus vorhanden war.
Wir wollten nicht stören, und so beobachteten wir ihn eine Weile aus der Entfernung. Je länger wir zusahen, desto mehr faszinierte uns sein Tun. Nach jeder Übung verteilte er verschiedene Steine, Blumen, Holzstücke und andere Dinge, die er offensichtlich in einem Sack mitgebracht hatte, in präzisen Mustern um sich herum, um dann eine neue Übung innerhalb des gelegten Kreises zu beginnen.
Von dem Übenden ging eine Kraft und Ruhe aus, die wir bisher nur bei indischen Gurus gesehen hatten. Der Mann war so vertieft in seine Übung, dass er uns auch nicht bemerkte, als wir näher kamen. Beeindruckt beobachteten wir ihn noch lange Zeit.
Obwohl wir diesen Mann auf etwa sechzig Jahre schätzten (in Wirklichkeit war er, wie sich später herausstellen sollte, allerdings schon sechsundsiebzig!), zeigte er eine bewundernswerte Beweglichkeit und Eleganz in jeder seiner Bewegungen. Wir beschlossen, ihn zu fragen, woher diese Übungen stammten und wo wir sie lernen konnten. Aber wir mussten noch fast eine Stunde warten, bis er mit seinen Übungen fertig war.
Plötzlich sah er uns. Er wirkte keinesfalls erschrocken und nicht einmal erstaunt; er betrachtete uns nur eine Weile ruhig aus seinen klaren grünen Augen, kam dann geradewegs auf uns zu, begrüßte uns und fragte in einem breiten irischen Akzent; ob wir Touristen seien.
So kamen wir mit ihm ins Gespräch und lenkten das Thema schnell auf seine Übungen. Er schien aber nichts darüber sagen zu wollen und meinte nur, er habe die Übungen von seinem Vater gelernt, der sie wiederum von seinem Vater hatte. Jedem unserer Versuche, mehr zu erfahren, wich er geschickt aus.
Erst als wir auf Yoga zu sprechen kamen, änderte er seine Haltung. Er hatte zwar noch nie von Yoga gehört, aber als wir ihm die Grundzüge erklärten, verstand er sofort. Er wollte nun auch von uns einige Yogatechniken sehen. Wir kamen seinem Wunsch nach, und er war beinahe so fasziniert von diesen Übungen wie wir von den seinen.
Kurz darauf begann es heftig zu regnen, was uns zur Flucht in den nächsten Pub zwang. Als wir dort ankamen, waren wir jedoch schon völlig durchnässt. Während wir uns einen Tee bestellten, begann er von Wyda zu erzählen; er gebrauchte allerdings nicht diesen Namen, auf den wir erst viel später stoßen sollten. Er berichtete, dass in der Familie seines Vaters diese Übungen schon so lange man denken konnte überliefert worden waren. Es wurde ihnen große Wirkungen auf die Gesundheit und das allgemeine Wohlergehen zugeschrieben, und seine Familie war bekannt für ihre Gesundheit, wie er sagte. Er war auch stolz darauf, noch nie in seinem Leben bei einem Arzt gewesen zu sein – auch das schrieb er den Übungen zu. Es waren aber nicht nur die Übungen. Je mehr er erzählte, desto weiter öffnete sich uns seine Schatzkammer an
altem esoterischen Wissen, das allem Anschein nach von den alten Druiden stammen musste.
Auch er war zur Sommersonnwende nach Stonehenge gekommen wie jedes Jahr, seit er fünfzehn Jahre alt war. Dabei wohnte er keineswegs in der Nähe: Er kam jedes Jahr von Irland für zwei W7ochen nach Stonehenge, um hier das Sonnwendfest zu begehen. Und schon am nächsten Tag wollte er, wie auch wir, wieder abreisen. Wir vertieften uns immer mehr ins Gespräch und lernten uns mehr und mehr kennen. Es war schon spät in der Nacht, als der Pub schloss und wir uns trennen mussten. Ganz zum Schluss, ab wir uns verabschiedeten, lud uns Lliam O’Donnell (so hieß unser neuer Bekannter) auf sein Gut in Irland ein und versprach, uns dort mehr von der überlieferten Lehre zu erzählen.
Wir waren überrascht und fühlten, dass sich uns eine einzigartige Chance bot, nämlich eine uralte Lehre, die wohl nur sehr wenige Menschen kannten, wiederzuentdecken. Wir beschlossen, all unsere Pläne mit Findhorn vorerst aufzuschieben und mit Mr. O’Donnell nach Irland zu fahren, zumal er uns so herzlich eingeladen hatte. So landeten wir, entgegen all unserer Plane, in Irland, wo wir dann – mit Unterbrechungen – die nächsten zwei Jahre verbringen sollten.
Die erste Zeit lebten wir in Lliams Familie. Die O’Donnells waren wohlhabend und besaßen ein großes Landgut, auf dem sie hauptsächlich Pferdezucht betrieben. In ihrem großen Haus war genug Platz für uns, und da wir äußerst freundlich aufgenommen wurden, blieben wir gem.
Die Familie unseres Bekannten war genauso erstaunlich wie er selbst. Seine Frau, die auch schon älter als siebzig war, sah 
höchstens wie fünfzig aus, und auch die an- 
deren Familienmitglieder aus, sein Sohn, dessen Frau und deren zwei Kinder waren von blühender Gesundheit. Aber noch mehr als ihre Gesundheit bewunderten wir ihre Ausstrahlung und aufrichtige Herzlichkeit.
Als wir auf die Übungen, die er uns gezeigt hatte, zu sprechen kamen, zögerte er lange, bis er uns alles erzählen wollte, was er wusste. Selbst als wir schon lange sein Vertrauen hatten, sagte er uns oft, wie schwer es ihm fiele, uns wirklich alles zu offenbaren. Die Lehre war eine Tradition der Familie, die nur innerhalb der Familie weitergegeben werden sollte, und es wurde überliefert, dass die Weitergabe dieser Lehren an Fremde großes Unglück bringen konnte.
Dennoch vertraute uns Lliam schließlich soweit, dass er sich über diese Tradition hinwegsetzte. Wir mussten ihm nur versprechen, niemals die genaue Quelle unseres Wissens preiszugeben. Um sein Vertrauen nicht zu missbrauchen, können wir also außer seinem Namen – was er uns gestattete – keine anderen nennen: auch den Ort, in dem er zu Hause ist, müssen wir verschweigen, um unsere Versprechen nicht zu brechen.
Einige Zeit später stießen wir übrigens auf den Hintergrund dieser Tradition der Geheimhaltung. Noch im 18. Jahrhundert wurden Menschen, die über besondere Kräfte verfügten, nur zu leicht als Hexen oder Zauberer denunziert und getötet. Die Familien, in denen das Wyda noch lebendig war, waren wegen ihrer besonderen Gesundheit und Ausstrahlung ohnehin verdächtig. Wären sie nun aber auch noch bei diesen Übungen beobachtet worden, hätte es das abergläubische Volk wohl als erwiesen angesehen, dass hier Teufelsanbetungen vollzogen wurden. Die Geheimhaltung diente damals also einfach dem Überleben und wurde Bestandteil der überlieferten Tradition.
Jedenfalls wurden Lliam O’Donnell und
sein Sohn unsere Lehrer und Freunde. In dem folgenden halben Jahr lernten wir schon einen großen Teil der Übungen kennen, vor allem auch die Verbindung der einzelnen Übungen mit den Kräften der Natur um uns. In den täglichen gemeinsamen Übungszeiten kam es zu einem intensiven Erfahrungsaustausch; die O’Donnells unterwiesen uns in den Praktiken des Wyda – anfangs mehr den körperlichen, später aber immer mehr auch den geistigen Aspekt betonend-, während wir unsererseits versuchten, ihnen unser Wissen über die östlichen esoterischen Lehren zu vermitteln.
Anfangs kam uns das Einbeziehen von Pflanzen und Steinen in den Übungsablauf befremdlich vor, doch schon bald überzeugte uns die spürbare Wirkung dieser subtilen Einflüsse der Natur.
In dieser Zeit wurden uns viele Zusammenhänge kosmischer Ordnung bewusst; der belebten mit der scheinbar unbelebten Natur oder des menschlichen Geistes mit den Energien unserer Erde.
So erlebten wir erfüllte Tage, in denen wir auch viele Ausritte in die wunderbare Umgebung unternahmen und bei der vielen Arbeit, die auf dem Gut anfiel, mit anpackten. An manchen Tagen gab es soviel im Stall oder im Haus zu tun, dass wir am Abend vollkommen erschöpft waren.
Aber es verging kein Tag, an dem wir nicht geraume Zeit unsere neu erworbenen Übungen festigten und lange Gespräche mit unseren neuen Freunden führten. Je mehr wir lernten, desto mehr wollten wir wissen.
Schließlich hatten wir das Gefühl, dass das tiefgründige Wissen, welches uns Lliam vermittelt hatte, erst die Spitze des Eisberges war. Es schien uns offensichtlich, dass hinter diesem Wissen ein umfassendes esoterisches System und eine dazugehörige Philosophie stehen musste.
Unsere Suche nach mehr Wissen trieb uns immer öfter aus der friedlichen Geborgenheit von Lliams Haus.
Wir versuchten nun auch in Bibliotheken Hinweise auf diese alte Lehre zu finden, aber lange Zeit war die Suche vergebens. Auch in Lliams Familie existierten keine Aufzeichnungen, außer ein paar groben Skizzen und Anmerkungen zu den Übungen. Diese wenigen Aufzeichnungen waren auch nicht sonderlich alt, sie stammten noch von seinem Großvater.
Eines Tages jedoch erhielten wir in einer kleinen Bibliothek eines Landadligen einen entscheidenden Hinweis; wir fanden zwar keine Schrift, aber die Bibliothekarin nannte uns den Namen eines Bekannten, dessen Spezialgebiet alte irische Schriften waren.
Herr Bush war ein freundlicher alter Mann von erstaunlich umfassender Bildung. Wir konnten uns sogar auf deutsch mit ihm unterhalten. Er war sofort bereit, uns bei unserer Suche zu helfen und fand tatsächlich bald eine alte Familienchronik, die bis ins 17. Jahrhundert zurückging, in der von bestimmten Übungen zur »Stärkung der Seele« die Rede war. Leider wurde nur eine Übung beschrieben, die wir allerdings schon von unserem Gastgeber her kannten. Diese Übung war die entscheidende Verbindung zu dem, was wir von den O’Donnells gelernt hatten. Die Schrift war jedoch keineswegs in Englisch verfasst, und ohne die Hilfe von Patrick Bush wären wir verloren gewesen. Er aber konnte sie tatsächlich fast fließend übersetzen. Es zeigte sich, dass diese alte Chronik einige äußerst interessante Dinge für uns bereithielt.
So erfuhren wir, dass diese Übungen bereits vor dreihundert Jahren, als die ersten Einträge in die Chronik gemacht wurden, eine lange Tradition in der Familie hatten. Und was noch interessanter war: Hier wurde mit den Übungen auch eine Feinstofflehre und Philosophie verbunden.
Das alles war schon viel mehr als wir erwartet hatten, aber bald sollten wir noch mehr erfahren. Patrick Bush zeigte uns ein altes Buch eines Alchemisten, dessen erste Eintragungen auf das Jahr 1511 datiert waren. Auch hier fanden sich nur wenige Übungen, aber dafür wurde die Wirkungsweise der Verknüpfungen von Naturobjekten, Zeiten und diesen Übungen genau beschrieben und auch zu erklären versucht. In diesem Buch, das teils in Latein, teils in altem Gälisch geschrieben war, fanden wir sowohl den Namen der alten Lehre – Wyda – als auch den ersten Hinweis auf die Herkunft des Wyda von den Druidenpriestern der alten Kelten.
Bis wir allerdings zu diesen Erkenntnissen gelangten, die wir hier in ein paar Zeilen niedergelegt haben, vergingen einige Monate, in denen wir das Buch übersetzen ließen, um die relevanten Teile (die ja nur einen kleinen Teil der Schrift des Alchemisten ausmachten) auszuwerten.
Aufgrund dringender Verpflichtungen wurde es notwendig, dass wir für eine Weile nach Deutschland zurückkehrten. In dieser Zeit nützten wir den Abstand, um das gesammelte Material weiter auszuwerten und die vielen neuen Fakten zu ordnen. Damals reifte auch der Entschluss in uns, unser Wissen in einem Buch zusammenzufassen; allerdings dachten wir noch nicht einmal im Traum daran, unsere Erkenntnisse jemals zu veröffentlichen!
Die überaus positive Reaktion eines Freundes auf unsere Erfahrungen bestärkte uns darin, nach Irland zurückzukehren, um unsere Forschungen weiter zutreiben. Um besseren Kontakt mit der Bevölkerung zu bekommen, lernten wir Gälisch, die alte irische Sprache.
Als wir wieder nach Irland kamen, hatten wir vor, durch das ganze Land zu reisen, um nach weiteren Erkenntnissen und Hinweisen auf die alte Druidenlehre zu suchen. Leider stießen wir dabei nur ein paar Mal auf Familien, in denen Wyda praktiziert wurde, und nur wenige dieser Familien waren bereit, uns bei unseren Forschungen weiterzuhelfen.
Allerdings waren auch diejenigen, die uns nichts Genaues berichten wollten denn überall stießen wir auf die jahrhundertealte Tradition der Geheimhaltung -, sehr freundlich und in vieler Hinsicht hilfsbereit. So erfuhren wir, dass in diesen Familien alle Familienmitglieder, so lange man denken konnte, sehr alt wurden. Auch Krankheiten traten bei ihnen seltener als gewöhnlich auf, und Epidemien waren oft spurlos an ihnen vorbeigegangen. Wir konnten nur den Schluss ziehen, dass diese Besonderheiten dem Wyda zu verdanken sein mussten.
Das hohe Alter und die robuste Gesundheit dieser Menschen waren jedoch nur die äußeren Anzeichen, die die Ausübung der Druidenlehre mit sich brachte. Uns fiel besonders die außergewöhnliche Ausstrahlung, Ruhe und Wärme der Menschen auf,
die uns deutlich machten, wie umfassend die Wirkungen des Wyda sein können.
Einige Monate reisten wir so durch das Land, von Hinweis zu Hinweis, und langsam aber stetig nahm unsere Vorstellung von der Lehre Form an.
Schließlich besaßen wir zahlreiche Aufzeichnungen von Übungen und Übersetzungen alter Schriften, doch es fehlte eine umfassende Zusammenschau des gesammelten Materials. Deshalb zogen wir uns für einige Monate in die Einsamkeit eines alten Bauernhofes in der Nähe von Loch Lein, einem idyllischen See im Süden Irlands, zurück, um die alte Lehre der Druiden, das Wyda, so weit wie möglich zu rekonstruieren.
Das vorliegende Buch stellt Ihnen nun einen großen Teil unseres Wissens über die alte Lehre in kurzer Form vor. Da dies das erste Buch über das Wyda der Druiden ist, dürfen wir beim Leser auch keine Erfahrungen voraussetzen. Dadurch und durch unsere Beobachtung der besonderen Wirkung des Wyda auf die geistige und körperliche Gesundheit ergibt sich die Betonung auf das Übungssystem, während die Philosophie und die höheren Praktiken weniger Eingang gefunden haben. Diese höheren Stufen des Wyda sind erst nach langer Vorbereitungszeit oder großer Erfahrung und nur unter kundiger Führung gefahrlos zu bewältigen!